Über 100 Jahre war das Haus im Besitz von jüdischen Familien. Zuletzt nutzte die jüdische Familie Humberg das Haus bis 1941. Sie lebte vom Viehhandel und war im Dorf sehr angesehen. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, wurde diese Familie – ebenso wie alle Juden in Deutschland – immer stärker isoliert wurde.
1937 starb die alte Frau Humberg. Weil die Dingdener Juden nicht in Dingden beerdigt wurden, ging der Trauerzug zum jüdischen Friedhof nach Bocholt. Nur noch wenige Dingdener wagten es, an der Beerdigung teilzunehmen. Die Trauergemeinde wurde auch von der Gestapo fotografiert.
Als während der so genannten „Reichskristallnacht“ die Nazis in das Wohnhaus der Humbergs eindrangen und die Familie drangsalierte, fanden diese auch viele Beileidsschreiben von Dingdenern, darunter auch den Brief eines Dingdener Lehrers. Weil er es gewagt hatte, als Beamter einer jüdischen Familie seine Anteilnahme auszudrücken, wurde er daraufhin nach Recklinghausen strafversetzt. Zuletzt lebte nur Leopold Humberg im Wohnhaus seiner Familie. Er musste Dingden 1941 verlassen und zu seiner Schwester nach Velen ziehen. Von dort wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er starb.